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BERICHTE

2. RANG AM INFERNO TRIATHLON

Vergangenen Samstag, 19.8.2017, fand der Inferno Triathlon statt. Doch wieso kommt mein Bericht erst jetzt? Weil ich meinen Erfolg evt erst jetzt realisiert habe :-) es war wohl eines der besten Rennen meiner Karriere... aber nun von Anfang an (für die Leseratten unter euch):

Lange wusste ich nicht, ob ich mir den Inferno Triathlon wirklich nochmals zumuten möchte. Ob ich in Form bin, diese gewaltige Leistung und Qualen nochmals auf mich zu nehmen. Letztes Jahr hab ich sehr gelitten, bereits im See kriegte ich Panik, auf dem Rennvelo ging's, auf dem Bike waren meine Beine tot und beim Laufen sowieso, plus ein schmerzender Fuss (Morton Neurom).

Nun, dieses Jahr hatte ich doch einige Vorteile: Das Morton Neurom wurde im Frühling raus operiert, ich konnte einer Kollegin einen Neopren abkaufen welcher mir besser passt, ich hab ein leichteres Bike um Kräfte zu sparen für den Lauf aufs Schilthorn. Jedoch kamen auch die Nachteile dazu: Ich bin im Trainingsrückstand (wegen der Fuss OP und aus zeitlichen Gründen / Job), fuhr dieses Jahr kaum einen Pass, wenig lange Ausdauerdistanzen und meine Biketechnik blieb sehr auf der Strecke. Deshalb war ich mir sehr unsicher über einen Inferno Start.

Dann wurde ich aber überredet (Danke Christa ;) ) und dann dachte ich: Wenn, dann richtig! Ich bereitete mich so vor, dass ich 1 mal pro Woche (total insgesamt ca 5 mal) um ca. 4.30 Uhr mit dem Velo ins Oberland fuhr, einen Berg rauf rannte (Niesen, Stockhorn, Niederhorn), dann mit der Bahn runter und meistens mit dem Velo wieder zurück zur Arbeit, damit ich immerhin noch einen halben Tag "bügeln" konnte. Dazu absolvierte ich einige Bergläufe (Grenchenberg, Stockhorn, Vogellisi, Glacier3000) und fuhr oft mit dem Velo zur Arbeit. Ja, das war so das was ich seit meiner Fuss Genesung gemacht habe. Und es musste halt reichen für den Inferno.

Wettkampftag:

3.45 Uhr Tagwache, dann ein reichhaltiges Zmorge. Mein Vater und Jordi waren an diesem Tag meine Supporter, und ich kann mich gar nicht genug bedanken. Sie haben mich sehr gut unterstützt. Um 5.45 Uhr kamen wir im Strandbad Thun an. Zum Glück war das Wasser ruhig (nicht so wie letztes Jahr), und obwohl ich bis zum Samstag Morgen auf ein Gewitter zwischen 6.00 Uhr und 7.00 Uhr gehofft hatte (damit das Schwimmen abgesagt wird) freute ich mich irgendwie doch aufs Schwimmen. Trotz riesen Respekt wieder Panikattacken und Atemnot zu kriegen. Egal, alle negativen Gedanken müssen jetzt verschwinden.

Massenstart Schwimmen 6.30 Uhr! Mega viele Zuschauer, die berühmten Inferno Ballone schwebten dem Himmel empor und eine Masse an wettkampfhungrigen Athleten (sei es als Single, im Couple oder im Team) starteten ihren Wettkampftag. Auch ich stürzte mich ins Wasser, diesmal etwas offensiver als auch schon, und crawlte los. Erstaunlicherweise ging's recht gut. Sogar sehr gut. Ich konnte gut atmen, meine Züge ziehen, mich sogar orintieren und tatsächlich auch noch andere Schwimmer überholen!!! Sowas gibt's doch nicht... klar die 3.1km waren lang, jedoch waren sie auch schon länger. Ich kam als 33. Single Frau zum Wasser raus (das ist etwas über der Hälfte, also sehr gut für mich).

Jetzt hiess es, mein Velo suchen, Neopren ausziehen, ein Trikot über den nassen Einteiler, und alle Veloutensilien anziehen und dann endlich mit der Aufholjagd beginnen. Ja so ist das leider als schlechte Schwimmerin... man überholt und überholt und überholt auf dem Velo. ich schlug ein recht hohes Tempo an den Beatenberg hoch, konnte auch eine um die andere SInglefrau hinter mir lassen. Dann bei der Beatenbergabfahrt wollte ich eigentlich nichts riskieren (nasse Strasse, neues Collet), und doch fuhr ich recht zügig runter. Dann die flacheren Passagen dem Brienzersee entlang nach Meiringen pushte ich ziemlich in die Pedale. Windschatten war zum Glück nicht erlaubt, jeder war auf sich gestellt. Kurz nach Brienz waren meine Betreuer, zu meinem totalen Erstaunen rief mein Vater mir zu, dass die nächste SIngle Frau nur etwa 2 Minuten vor mir war (diese wurde letztes Jahr 2.)! Ich war total erstaunt und von diesem Zeitpunkt an extrem motiviert. Ich wusste, es kann etwas drinliegen heute. Schaffe ich sogar top 5? Jetzt konnte ich nochmals einen Zacken zulegen, überholte Maya und es lief mir wirklich richtig gut. In Meiringen fing der Aufstieg auf die Grosse Scheidegg an. Zu meinem Pech überholte mich ein Postauto, und da ich immernoch nur am überholen war musste dieses wegen anderer Velofahrern vor mir (welche langsamer unterwegs waren) bremsen. Ich musste dann in der Steigung das Postauto auf der Gegenfahrbahn überholen!!! Nicht gerade ungefährlich, aber schlussendlich war das der Schlüssel zu einer guten Velozeit. Wenn ich das nicht gemacht hätte, hätte ich die schmale Strasse hinauf zur Scheidegg ein Problem gehabt, denn das Postauto schlug ebenfalls diesen Weg ein. Jetzt musste ich extrem gas geben, es durfte mich nicht überholen da ich sonst ausgebremst werden würde (wie gesagt, diese Probleme hat man als guter Schwimmer nicht ;) ). Ja, es war extrem hart, aber ich hatte es geschafft, das Postauto war weg und ich konnte endlich einen Gang runter schalten. Endlich die Passhöhe bei wenigen Grad über Null und Nebel! Dann die gefährliche Abfahrt, hier riskierte ich nun wirklich nichts, denn die Abfahrt wäre auch bei trockener Strasse mörderisch... nach ca 97km und 3245 Höhenmetern war das Rennvelo geschafft.

In der Wechselzone in Grindelwald wurde es mir bestätigt, ich konnte es nicht glauben. Ich war zu dem Zeitpunkt 3. Frau Overall!!! Hinter der 7-fachen Siegerin Nina Brenn und Ricarda Lisk, einer deutschen Profi Triathletin. Ok, schnell aufs Bike, mich noch mit Biberli und Ovi Schoggi verpflegen und dann ab die Post hoch zur kleinen Scheidegg! Ja so klein ist die gar nicht... meine Beine waren schon fitter, es könnte aber auch schlechter sein. Der Aufstieg war extrem hart, v.a. oben kurz vor der Passhöhe. Kiesstrassen mit steilen Rampen machten verlangten den Beinen echt alles ab. Ich konnte mit meinen Gängen gerade noch knapp hoch pushen ohne umzukippen, und von diesen Rampen gab's doch einige. Nun war's geschafft, oben gab's wieder Verpflegung für unterwegs und dann kam die Abfahrt. Auch hier hatte ich respekt, da ich letztes Jahr einen Sturz hatte. Jedoch ging es super und die Abfahrt machte mir Spass. Und jetzt kommt's: Im Singletrail von Wengen nach Lauterbrunnen sah ich vor mir plötzlich eine Frau. Ich dachte es sei eine Team Athletin, doch da erkennte ich das gelbe Startnummer. Es war die deutsche Profi Triathletin Ricarda Lisk!!!!! Ich dachte ich spinne.. überholte sie und war von nun an 2. Frau! Ok, kann ja sein dass sie als Triathletin nicht so gut beim Biken ist, aber läuferisch werde ich wohl kaum Chancen haben. Nach 30km und 1180 Höhenmetern kam ich in Stechelberg in der Wechselzone an und wurde vom Speaker und vom Publikum lautstark empfangen.

Nun hiess es, sofort in die Laufschuhe, Laufshirt montieren und los auf die abschliessenden 25km und 2175 Höhenmeter rauf aufs Schilthorn (2970 müm). Klar, die Vorbelastung spürt man schon ziemlich in den Beinen und doch versuchte ich die flachen Kilometer bis Lauterbrunnen in einem möglichst hohen Tempo zu laufen. Dann ging's in die Steigung und ich wusste aus den vergangenen Rennen, im Berg liegt definitiv meine Stärke. Die Steigungen nach Mürren waren recht human, ich konnte alles rennen und auch hier mein Tempo recht hoch halten. In Mürren wartete Jordi und mein Vater mit einem frischen Pullover, Christa fütterte mich mit einem Dafalgan (vorsorglich, ich krieg oft Kopfschmerzen ab 2500müm) und motivierenden Worten. Dann drückte sie mir bei der Verpflegung noch einen Activator und Gel in die Hand. Jetzt fängt der schönste aber auch allerhärteste Teil des Tages an: Von Mürren aufs Schilthorn. Steil ist noch krass untertrieben. Ich nahm mir vor, so weit wie möglich zu rennen, aber irgendwann muss man wandern weils einfach nicht mehr geht. Trotzdem, wenns die Steigung irgendwie zuliess, rannte ich (wenn auch in einem seeeeehr bescheidenen Tempo). Die sehr steilen Passagen versuchte ich doch recht zügig zu gehen. Letztes Jahr hatte ich extrem Mühe, dieses Jahr lief es mir sehr viel besser. Bei jeder Verpflegungsstation ab Mürren ass ich Ovi Schoggi und Riegel, trank Iso, Cola und Wasser. Sogar einen Gel nahm ich und den Activator. Es braucht extrem Substanz, doch ich fühlte ich gut, sehr gut sogar (den Umständen entsprechend). Auf einmal wurde mir von Wandern und beim Verpflegugnsposten mitgeteilt, ich sei knapp hinter der ersten Frau!!! Von da an war ich noch motivierter, legte nochmals einen Zacken zu um evt doch noch Seriensiegerin Nina Brenn aufzuholen?!?

Leider reichte es nicht... Nina kam 4 Minuten vor mir ins Ziel.

Ich überquerte mit einer Zielzeit von 10h05min die Ziellinie des INFERNO TRIATHLON auf dem Schilthorn und konnte es wirklich nicht fassen!!!! es war so genial. Von Rang 33 (nach dem Schwimmen) kämpfte ich mich mit der besten Rennvelozeit, der 2. besten Bikezeit und der besten Laufzeit aller Single Athletinnen auf den 2. Schlussrang!!! Mehr als happy stiess ich einen Freudeschrei aus und freute mich wahnsinnig über meine Leistung und das Resultat. War aber auch sehr erstaunt über meine Finisherzeit, welche ca. 50 Minuten schneller war als letztes Jahr :-) zu dem zweiten Overallrang kam noch der Kategoriensieg hinzu.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei meinem Vater, Jordi, meinem Trainer Höisu, Christa und allen, welche mich angefeuert oder in irgendeiner Weise unterstützt haben. Ganz grossen Dank auch an Heinz Zurbrügg und das gesamte Inferno OK!!! Es war mein (kurzfristig festgelegtes) Saisonziel. Niemals hätte ich im April im Spitalbett gedacht, dass ich dieses Jahr den Inferno finishen werde....

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